Die GDT RG6 auf der Suche nach dem Lurch des Jahres 2022
von Patrick Schönecker
Der mit etwa 10 cm mittelgroße Lurch ist von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) zum Lurch des Jahres 2022 gekürt worden, um auf dessen Bedrohungslage zwischen Lebensraumzerstörung und Klimawandel aufmerksam zu machen. Grund genug sich dieser ikonischen Art, im Rahmen eines Treffens der GDT-Regionalgruppe 6 im Saarland, intensiver fotografisch zu widmen.
Mit ihrem auffälligen, insbesondere bei dem Weibchen, sehr kontrastreichen Muster aus kräftigem Grün auf weißem Untergrund sticht die wunderschöne Wechselkröte in ihrer Färbung deutlich unter den einheimischen Kröten hervor. Als Fotoobjekt bietet sie damit einen ganz besonderen Anblick.
Auf die Art selbst wird man ohne spezifisches Wissen zu Vorkommensgebieten und Aktivitätszeiten nur selten stoßen, da sie, z. B. anders als unsere einheimische Erdkröte (Bufo bufo), nur selten in unserem typischen Hausgarten anzutreffen ist und sich auch nicht den größeren alljährlichen Laichwanderungen der geläufigeren Amphibien anschließt. Vielmehr leben die Tiere in auf den ersten Blick für Amphibien eher unwirtlichen Biotopen. So zählen Wechselkröten nicht nur im Saarland zur typischen Fauna der Bergbaufolgelandschaften, Brachflächen und insgesamt sehr kargen Lebensräume. Diese kommen ihrem ursprünglichen steppenartigen Lebensraum am nächsten. Insbesondere die alten Abraumhalden des Kohlebergbaus bieten als trockenwarme Biotope mit lockerem Boden optimale Lebensräume, sofern diese noch nicht zu stark mit Vegetation bestanden sind. Ungeplante Renaturierungsmaßnahmen mit dem Resultat einer zu starken Beschattung könnten sogar durchaus eine Gefahr für die teilweise sehr isolierten Restpopulationen im Saarland darstellen, da ihnen hierdurch die lebensnotwendigen Offenflächen verloren gehen. Unmittelbar auf den Abraumhalden liegen auch die Überwinterungsquartiere im losen Schutt und damit meist nur wenige Meter neben den Fortpflanzungsgewässern. Dies ist äußerst praktisch für die Art, die so auf längere Laichwanderungen verzichtet und über das Jahr bei passender Witterung gleich mehrfach zur Fortpflanzung an die Gewässer ziehen kann. Dort angekommen legen diese Amphibien wie alle Kröten Laichschnüre, die bis zu 12000 Eier enthalten können. Die Fortpflanzungszeit erstreckt sich dabei weit in den Sommer, meist bis in die Monate Mai und Juni.
Passend zur nächtlichen Aktivitätszeit der Wechselkröten starteten die Mitglieder der RG6 nach Sonnenuntergang zu einer Fototour auf eine zentrale saarländische Bergehalde. Sobald die Aktivitätszeit der Luche mit einsetzender Dunkelheit beginnt, kann man diese in der Regel gut und in größerer Zahl auf den Schuttflächen bei der Suche nach Nahrung beobachten. Auch an den Fortpflanzungsgewässern sorgen die lautstarken männlichen Tiere dafür, dass man nicht lange nach ihnen suchen muss. Für die Nachttour der GDT hatte das saarländische Umweltministerium speziell eine Genehmigung erteilt, die es erlaubte, die geschützten Tiere bei ihren Aktivitäten zu behelligen. Aufgabe war es nun für die Fotograf*innen den Tieren und ihren Eigenarten in der Dunkelheit fotografisch gerecht zu werden. Dabei harrten viele von uns bis weit in die Nacht bei den Kröten aus und erzielten erstaunliche Ergebnisse.