Froschsuppe

"Froschsuppe"- spontanes Shooting zum Thema "Laichzeit der Grasfrösche an einer Mardelle in der Biosphäre Bliesgau, intime Einblicke ins Privatleben einer immer seltener werdenden Allerweltsart"

von Steffen Jung

Es war ein Sonntag, der 19.03.2023 gegen 12.15, ich war dabei, das Essen zuzubereiten, während meine Frau trotz des an diesem tage sehr launischen Wetters (ein stetiger Wechsel zwischen Sonne, Wind und Platzregen) eigentlich joggen gehen wollte... nach 10 Minuten kam sie aufgeregt zurück, "Steffen, pack die Ausrüstung zusammen, der Wald ist voll mit Tausenden von Fröschen!"


Ich packte alles zusammen, was mir sinnvoll erschien sowie Regenhose und Bohnensack und machte mich auf den Weg. Der Wald am Allenberg in der Biosphäre Bliesgau war in der Tat so voll von ziehenden Grasfröschen, dass ich wirklich aufpassen musste, wo ich hintrat. Wetterbedingt befand sich ausser mir niemand im Wald und die Frösche zogen alle in Richtung einer mir schon aus den Vorjahren bekannten Mardelle mit wenigen m² Wasseroberfläche, um sich zu paaren und abzulaichen, es waren so viele, dass sich die Rufe so verdichteten, dass es wie weit entfernte Hubschrauber klang.


Der Grossteil des Equipements hatte sich schnell als obsolet erwiesen, mit Ausnahme des Bohnensacks und des 70-300mm Macrotele sowie dehnbarer Extremitäten, um eine halbwegs bequeme Lage inmitten des völlig schlammigen Ufers zwischen Baumwurzeln zu finden. Bei der geringsten Bewegung waren die Protagonisten verschwunden, um nach Minuten langsam wieder aufzutauchen... schliesslich hatten sie sich offensichtlich mit mir arrangiert, erschienen zeitweise sogar eher neugierig und gaben sich ansonsten bei ständig wechselnden Licht- und Regenverhältnissen dem Paarungs- und Laichgeschäft hin. So entstanden innerhalb von zwei schnell verrinnenden Stunden inklusive kompletter Durchnässung mehrere Hundert Aufnahmen aus dem Privatleben von Rana temporaria, dem Grasfrosch, von einer einzigen handtuchgrossen Stelle aus, meistens mit dem Objektiv nahe an der Wasseroberfläche und auf Tuchfühlung mit meinen zahlreichen sehr aktiven Models.


Nachdem das Laichgeschäft witterungsbedingt fast drei Jahre an dieser Location ausgefallen war, gab es in 2023 endlich noch einmal grosse Mengen von Laich und auch genügend überlebende Jungfrösche, um den Bestand weiterhin aufrecht zu erhalten. Eigentlich sollte der Wald am Allenberg einem Windpark geopfert werden, was aber durch das Engagement einer Bürgerinitiative und durch Ausweisung von Schutzgebieten und Naturdenkmälern bislang verhindert werden konnte.